„Wir haben einige Schüler:innen, die im Grunde der Strahlemann-Stiftung einen Ausbildungsplatz zu verdanken haben.“
Wir bedanken uns bei Frau Fey und Herrn Krieger, den Talent Company Koordinator:innen an der IGMH in Mannheim, für die Zeit und das tolle Interview. Die Talent Company gibt es bereits seit mehr als 4,5 Jahren und sie berichten uns über deren Erfahrungen und wie Tim J. zu seinem Ausbildungsplatz kam.
Strahlemann-Stiftung: „Die Talent Company gibt es bereits seit mehr als 4,5 Jahren an Ihrer Schule. Wie sind Ihre Erfahrungen?“
Frau Fey: „Ich bin mit der Eröffnung der Talent Company an die IGMH gekommen als Ausbildungslotsin, also für den Übergang Schule Beruf, und fand das einfach eine ganz tolle Unterstützung zusätzlich zu der vorhandenen Berufsorientierung. Dass die Berufsorientierung tatsächlich räumlich so verortet an der Schule ist, ist einfach super. Der Raum hat von Anfang an – egal, wer den Raum betreten hat – einen Eindruck hinterlassen. Der erste Satz war immer ‚Wow, sieht das hier professionell aus!‘. Das haben auch die Schüler:innen immer so gesagt. Das ist einfach ein toller Begegnungsort, im Grunde wie ein Maker Space für die Berufsorientierung (BO), wo man sich ausprobieren kann und viele Begegnungen stattfinden, zwischen Unternehmen, Kammer und den Schüler:innen. Auch für das Kollegium ist es gut, dass das Thema immer wieder durch den Raum präsent ist.“
Herr Krieger: „In 2016 hatte ich noch nicht so viel mit der BO zu tun, als der Raum installiert wurde. Es gab im Kollegium eine freie Diskussion, ob wir so etwas brauchen und ob das notwendig ist. Das fand ich wirklich spannend, weil es auch einige Kolleg:innen gab, die sehr kritisch waren. Ich habe am Anfang nicht wirklich verstanden, wie man da kritisch sein kann, da es nur positive Konsequenzen hat. Als ich dann gefragt wurde, ob ich die BO übernehmen möchte, habe ich mich dann auch erst mal richtig reingearbeitet und ich muss sagen, es ist nicht nur der Raum – das ist natürlich eine ganz tolle Sache – aber es ist auch die Unterstützung von der Strahlemann-Stiftung bzgl. der Kontakte, die wir zu den Job Wall Partnern haben. Es ist nicht so, dass man da mal Kontakt hat, sondern es hat Hand und Fuß. Wir haben einige Schüler:innen, die im Grunde der Strahlemann-Stiftung einen Ausbildungsplatz zu verdanken haben. Das ist natürlich auch für unser Klientel eine riesige Chance, deshalb bin ich wirklich sehr dankbar für diesen Raum, für die Unterstützung und auch die tollen Möglichkeiten mit der Ausstattung dieses Raumes zu arbeiten. Das ist wirklich ein großer Gewinn für die Schule.“
Strahlemann-Stiftung: „Das freut uns sehr zu hören, denn diese genannten Punkte möchten wir mit diesem Projekt auch genau erreichen. Welche Veranstaltungsformate haben sich denn bei Ihnen an der Schule bewährt?“
Frau Fey: „Vor Corona ganz klar, dass die Unternehmen hier in der Talent Company mit ihren Auszubildenden präsent waren. Wir haben auch zunehmend stärker versucht, ehemalige Schüler:innen, die schon in der Ausbildung sind, stärker miteinzubinden. Das haben auch die Unternehmen von vorne herein unterstützt. Wir haben einfach gemerkt, wenn die Unternehmen hier waren, dann war die Bereitschaft von Seiten der Schüler:innen zum Unternehmen zu gehen nochmal größer und die Neugier war einfach deutlich zu spüren. Daraus haben sich auch tolle Mitmach-Angebote, wie Trainings-Camps, entwickelt. Z.B. bieten wir die Karrierewoche an, die in den Ferien stattfindet. Das ist eine Trainingswoche zur Vorbereitung auf die einzelnen Bausteine von Auswahlverfahren, also Vorstellungsgespräch, Einstellungstests, Assessment-Center etc. Das findet zum Teil in der Talent Company statt und wir fahren aber auch direkt zu den Unternehmen. Dort können sich die Schüler:innen die Ausbildungswerkstätten anschauen und echten Aufgaben aus den Auswahlverfahren simulieren. Das kommt richtig gut an und wir merken auch, dass die Schüler:innen ganz viel mitnehmen. Im Nachhinein sind sie wirklich immer sehr dankbar und begeistert. Wir sehen das auch an den Vermittlungszahlen in die Ausbildung.“
Herr Krieger: „Es sind aber auch nicht nur die Veranstaltungen. Am Anfang waren es natürlich viele Unternehmenspräsentationen, die in der Talent Company stattgefunden haben. Aber es hat sich daraus unglaublich was entwickelt. Die Unternehmenspräsentationen sind jetzt wirklich Teil eines guten Konzeptes. Wir haben z.B. unsere Messe, die wir leider in den letzten 2 Jahren nicht durchführen konnten, die aber auch wirklich gut angekommen ist. Was mich auch immer sehr freut ist, dass auch unsere Job Wall Partner die Veranstaltungen stetig weiterentwickeln, z.B. Essity, die aktuell nicht hier herkommen können, plant ihre Unternehmenspräsentation mit einem Stream und mit Smart Glasses durch die Ausbildungswerkstatt zu laufen. Mercedes, die gerne auch Job Wall Partner werden möchten, haben z.B. eine Bachelor-Studentin beauftragt, mal ein Konzept für eine Veranstaltung zu entwickeln. Sie hat ein Spiel zusammengestellt. So entstehen Angebote, die für die Jugend wirklich passgenau sind. Dadurch versuchen wir stetig besser zu werden.“
Frau Fey: „Noch eine Ergänzung: Es ist nicht so, dass wir permanent über die Köpfe der Schüler:innen hinweg entscheiden, was könnte denn von Nutzen sein, was könnten sie sich wünschen, sondern wir beziehen die Schüler:innen mit ein. Z.B. die MyJob Ausbildungsmesse ist tatsächlich aus Wünschen der Schüler:innen entstanden. Da waren wir zuerst diejenigen, die gesagt haben, es gibt doch schon viele Angebote in Mannheim, aber die Schüler:innen haben uns ihre Argumente vorgetragen. So haben wir es dann auch bei der ersten Umsetzung an die Unternehmen weitergegeben, d.h. die Schüler:innen standen vor den Unternehmen und haben begründet, warum sie diese Messe an der Schule möchten. Der Name der Messe MyJob stammt aus einem Schülerwettbewerb. Auch die Unternehmen steigen hier mit ein und schauen auf die Bedürfnisse der Schüler:innen. Mercedes z.B. hat eine kleine Umfrage erstellt und nachgefragt, was tatsächlich gewollt ist. D.h. wir entwickeln nicht einfach ins Freie hinein und warten ab, kommt das gut an oder nicht.“
Strahlemann-Stiftung: „Das zahlt sich aus, wie man sieht. Nun würde mich aus Ihrer Sicht noch mal interessieren, wie es dazu kam, dass Tim J. seinen Ausbildungsplatz bei Roche bekommen hat.“
Frau Fey: „Tim ist schon immer sehr selbstständig, d.h. wenn man ihm einen kleinen Ansatz gibt, entwickelt er ganz viel selbst daraus. Er hatte sein Schulpraktikum bei Roche absolviert, das hat ihm so gut gefallen, dass ihm damals schon klar war, da will ich auch in die Ausbildung gehen. Er hat sich natürlich auch noch bei mehreren Unternehmen beworben, weil er wusste, dass es riskant ist, sich nur auf Roche zu verlassen. Er hat sich wirklich sehr gut auf das Auswahlverfahren vorbereitet und hatte dann auch mehrere Zusagen, bevor er dann auch die Zusage von Roche bekommen hat. Als von Roche die Zusage kam, war er wirklich total glücklich und hoch motiviert, sich auf seine Prüfungen vorzubereiten und freut sich riesig.“
Strahlemann-Stiftung: „Vielen Dank für Ihr Feedback. Zum Abschluss, gibt es von Ihrer Seite noch etwas, dass Sie loswerden möchten oder sagen möchten?“
Frau Fey: „Wir können uns nur immer wieder bedanken, dass wir 2016 mit dem tollen Raum bedacht wurden. Das ist einfach ein riesiges Geschenk in unseren Augen. Aber der Raum muss natürlich auch leben. Es ist nicht einfach so, dass man den Raum an die Schule bringt und dann passiert schon alles von alleine. Das erfordert natürlich auch Engagement und das machen wir mit Herz – das ja auch im Strahlemann-Logo drin ist – und wir freuen uns immer, wenn wir die Möglichkeiten haben, unsere Ideen mit den Schüler:innen umzusetzen. Also auch noch mal ganz herzliches Dankeschön.“
Herr Krieger: „Auch von meiner Seite. Die Talent Company ist für uns ein richtiger Wettbewerbsvorteil, das muss man wirklich sagen. Es gibt ja z.B. auch von der Stadt Mannheim ein Konzept für die Berufsorientierung und da sind wir schon deutlich im Vorteil gegenüber anderen Schulen, weil wir die Möglichkeit hier haben und weil wir auch durch die Strahlemann-Stiftung durch Frau Parusel Kontakte zu Unternehmen bekommen, was bei uns im Alltag auch manchmal durchgeht. Frau Parusel erinnert dann z.B. noch mal die Unternehmen und diese Unterstützung ist unglaublich wertvoll. Das haben andere Schulen nicht. Daher haben wir auch – gerade was die Vermittlungszahlen betrifft – die Nase vorne und liegen über dem Mannheimer Schnitt. Trotzdem kann man es nicht richtig messen, da es häufig so ist, dass wir die Schüler:innen nicht direkt in die Ausbildung vermitteln, aber hier die Grundlagen legen. D.h. dass die Schüler:innen über verschiedene Programme auch Umwege gehen, aber trotzdem von der Talent Company profitiert haben. Das heißt, dass diese Einstiegsqualifikation hierauf zurückzuführen ist.“
Frau Fey: „Ein weiterer Vorteil ist auch der enge Kontakt zu den Job Wall Partner, z.B. Esma war eine Kandidatin, zu der mich Frau Göbel von Pepperl + Fuchs extra noch mal angerufen hat. Sie hat gesagt, die Esma hat ihr total gut gefallen hat, ihr Testergebnis ok war, aber Mathe war ein kritischer Knackpunkt war. Hätten wir nicht die Partnerschaft, hätte sie sich mit Sicherheit nicht bei mir gemeldet, um noch mal nachzufragen. Dadurch hat Esma nochmal die Chance bekommen, zu einem zweiten Gespräch zu kommen. Sie konnte Frau Göbel so überzeugen, dass sie nun den Ausbildungsplatz bekommen hat. Mit Esma haben wir das transparent kommuniziert und sie ist absolut bereit, zu investieren. Wir sehen das auch an ihrer Art, wie sie in der Schule jetzt mitmacht. Das sind auch Punkte, an denen wir merken, dass wir unglaublich viele Vorteile haben. Klar, wir können auch Zahlen nennen. Wir hatten z.B. einen Jahrgang, in dem 8 Schüler:innen in die Ausbildung bei Essity gestartet sind in die unterschiedlichsten Berufen. Das ist aber nicht jedes Jahr so. Die Tendenz zu verschiedenen Berufen verschiebt sich auch ganz oft nach Dynamiken in der Klasse. In einem Jahr war der Industriemechaniker der Renner, im nächsten Jahr war es der Automobilkaufmann. Pro Jahrgang verschieben sich die Berufsbilder oder auch die Tendenz, die Schule weiterzumachen.“
Herr Krieger: „Das ist ja auch die Idee der Gesamtschule, diese Aufstiegsorientierung. Das ist auch oft die Motivation für die Eltern, ihre Kinder bei uns anzumelden. Wenn sie das Abitur schaffen, dann hier und die Ausbildung wird als echte Option bei den Eltern in den Blick gerückt.“
Strahlemann-Stiftung: „Vielen herzlichen Dank für Ihr Engagement und Ihren Einsatz für Ihre Schüler:innen und natürlich für das Interview!“